Mit Sicherheit nicht!
Da fällt mir ein schönes Zitat aus dem Film "Königreich der Himmel" ein, dass es ziemlich auf den Punkt bringt und mir vor einigen Jahren schon gezeigt hat, dass ich mit meiner Ansicht gar nicht so allein stehe:
"Ich bin kein Freund von Religionen. Ich habe erlebt, wie der Wahn von Fanatikern jeder Konfession als Wille Gottes bezeichnet wurde. Ich habe zu viele Religionen in den Augen von zu vielen Mördern gesehen. Heiligkeit liegt in der gerechten Handlung und dem Mut, dies auch im Namen jener zu tun, die sich nicht selbst verteidigen können. Und Güte, dass was Gott begehrt, ist hier und hier. Das, was Ihr entscheidet zu tun, jeden Tag, macht Euch zu einem guten Menschen. Oder auch nicht."
Wahre Worte, wie ich finde. Und so bin ich zwar mit einer amtlich dokumentierten Konfession gelegt, fühle mich auf jeden Fall dem Christentum zugehörig, aber mit den Kirchen als Glaubensgemeinschaften und als Gebäuden kann und will ich erst mal nichts zu tun haben.
Stardust2012 - 11. Jan, 09:39
Gute Frage, nicht wahr?
Was erwartet ein Freund, wenn er Freund wird? Und warum wird er überhaupt Freund?
Ich habe schon ziemlich genaue Vorstellungen von Freunden und Freunschaft. Aber diese Vorstellungen wichen immer den gegenteiligen Erfahrungen. Freunde, von denen man dachte, sie wären "beste Freunde", zeigten irgendwann in sogenannten Krisenzeiten ihr wahres Gesicht.
Und so beschleicht mich dann doch immer wieder der Eindruck, dass Freunde eigentlich häufig vor allem für sich selbst ziemlich viel erwarten. Können diese Erwartungen nicht erfüllt werden oder es besteht die akute Gefahr, dass diese Erwartungen in naher Zukunft nicht mehr erfüllt werden können, dann beginnt man sich abzuwenden und neue, andere Freunde zu suchen. Welche, von denen man sich verspricht, dass man seine Erwartungen wieder erfüllt bekommt.
Übrigens: nicht nur innerhalb von Freundschaften scheint das zu gelten sondern auch innerhalb von Partnerschaften und sogar in Ehen hat man dies schon beobachten können.
Stardust2012 - 11. Jan, 09:29
Das Kennen. Wann kennt man einen Menschen? Kann man einen Menschen überhaupt kennen?
Mit großer Menschenkenntnis ausgestattet kann man mit Fug und Recht von sich behaupten, die meisten seiner Mitmenschen gut zu kennen. Und auch mit nicht so großer Menschenkenntnis sollte man meinen, doch zumindest den Partner oder die Partnerin, mit dem/der man schon einige Jahre zusammen durchlitten hat, in- und auswändig zu kennen.
Meine Erfahrung sagt da etwas ganz anderes. Nämlich, dass es durchaus Menschen gibt, die man fast vollständig kennenlernen kann. Aber dass es doch oft gerade in festen Partnerschaften auch nach vielen Jahren noch Überraschungen geben kann. Blöd halt, wenn es unangenehme, teils sogar böse Überraschungen sind. Aber hat man es nicht schon immer geahnt oder sich einfach nur durch vergangene, nicht so tolle Erfahrungen, einfach nur ein gesundes Misstrauen gegenüber allem und jedem bewahrt?
Dass man durch Zufall darauf stößt, dass man selbst und Dritte nach Strich und Faden belogen werden, schockiert im ersten Moment. Dann folgt eine Phase der Traurigkeit darüber. Und ist die erst mal überwunden, stellt sich Wut ein. Und eine Art Hilflosigkeit. Hatte man sich tatsächlich wieder den falschen Partner ausgesucht? Muss man jetzt wirklich an allem zweifeln was jemals gesagt und (angeblich) getan wurde? Auf jeden Fall weiss man erst mal, dass man von jetzt an alles in Frage zu stellen hat, was einem so erzählt wird.
Dass die Dritten allerdings so naiv sind, auch ohne persönliches Kennen oder bei nur flüchtigem persönlichen Kennen, wirklich alles an abenteuerlichen Geschichten, verpackt in schönen und/oder gefühlvollen Worten, zu glauben, kann ich nur bedingt nachvollziehen. Kein Nachprüfen? Kein etwas hartnäckiges Nachfragen, um vielleicht den einen oder anderen Widerspruch aufzuspüren?
Nun ja, der Anonymität des Internet mit seinen Chats, sozialen Netzwerken usw. sei Dank kommen Menschen, die es geschickt verstehen, ihr wahres Leben zu verschleiern, mit interessanten Geschichten aufzupeppen, vielleicht sogar Dinge zu Eigen zu machen, die eigentlich anderen passiert sind und so ihr eigenes Leben komplett mit dem Anderer zu vermischen, viel zu oft unentdeckt damit durch. Aber eben nur dort im Internet. Im wahren Leben kommt doch immer alles irgendwie raus.
Die Frage, die ich mir dabei stelle: wie damit umgehen? Ob und wie weit man sich selbst weiter belügen lassen will (immer mit dem Wissen, dass es Lügen oder zumindest nur Teilwahrheiten sind) ist die eine Sache, das muss jeder mit sich selbst ausmachen.
Aber was ist mit den Dritten? Soll man sie aufklären? Oder soll man sie sehenden Auges früher oder später ins offene Messer laufen lassen? Soll man darauf vertrauen, dass sie es irgendwann selbst merken? Oder soll man sie mit der Nase drauf stossen? Was aber, wenn man fürchten muss, dass man damit jemanden mit einer Aufklärungsaktion psychisch ziemlich fertig machen würde?
Rücksicht nehmen? Den Lügner/Aufschneider damit durchkommen lassen oder ihm Einhalt gebieten?
Schwierig, schwierig. Jedenfalls für mich. Noch bin ich hin- und hergerissen.
Stardust2012 - 11. Jan, 09:00