Gott und die Welt

Freitag, 18. Januar 2013

Gemeinsamkeiten

Was haben Peer Steinbrück und die katholische Kirche gemeinsam?

Beide stolpern mit Beharrlichkeit von einem Fettnapf in den nächsten!

Mein Tipp für beide: öfter mal kleinere Brötchen backen und sich auf die eigentlichen Aufgaben besinnen.

Dienstag, 15. Januar 2013

Arme Pfarrer, arme Kirchen

Die Erzählungen meiner Eltern von "Damals" sind mir noch gut in Erinnerung. Erzählungen über meine Großeltern, die ich bewusst nie kennenlernte, weil sie leider verstarben als ich noch ein Baby war.

Darunter waren Erzählungen von sorgenden Ärzten und Pfarrern. Der Pfarrer kümmerte sich um alle seine Gemeindeschäfchen, ganz gleich ob sie zu jedem Gottesdienst antrabten oder nicht. Er hielt in den Schulen Religionsunterricht, der Kindergottesdienst wurde von ihm höchstpersönlich gehalten, Sonntagsschule selbstverständlich auch. Schwer kranke Gemeindemitglieder wurden zuhause regelmäßig besucht, so auch meine Großeltern, die sich über die mindestens einmal wöchentlichen Besuche sehr freuten, waren sie beide doch sehr krank und hatten außerdem den Verlust eines Sohnes in den letzten Kriegstagen nie verwunden.

Die Alten konnten ihre Geburtstage kaum erwarten, war doch das Highlight immer der Pfarrersbesuch und natürlich bekam der immer etwas Besonderes zur Bewirtung vorgesetzt, auch in den schlechtesten Zeiten. Das war echte Nähe zur Gemeinde, so hielt man Kontakt und seine Schäfchen auch jenseits von Gottesdiensten beieinander. Und natürlich war der Pfarrer dadurch bestens informiert über das, was in seiner Gemeinde vor sich ging und was die Menschen beschäftigte und bewegte. Gleichzeitig war es Gelegenheit zu Unterhaltung mit dem Rest der Familie (Kinder, Enkel, Neffen, Nichten usw.) und so waren die nächsten Generationen von Kirchgängern oder wenigstens Gläubigen schon so gut wie gesichert.

Und heute? Die Zeiten, in denen Pfarrer sich intensiv um die Kinder und Jugendlichen kümmerte, sind lange vorbei. Sonntagsschule gibts in den allermeisten Gemeinden nicht mehr. Kindergottesdienst, wenn überhaupt, alle paar Wochen mal, wenn man Glück hat. Dafür hat der Pfarrer selbst keine Zeit, also machen das ein paar ehrenamtliche Helfer. Genau wie Kinder- und Jugendkreise oder Jungscharen, Bibelkreise, Frauenkreise usw.

Kranke werden ab und zu mal im Krankenhaus besucht, einmal vielleicht, selbst wenn sie monatelang dort um ihr Leben kämpfen. Das aber dann doch vom Pfarrer persönlich, wenns gerade in den Terminkalender passt. Sind sie wieder zuhause, wird nicht mal mehr nachgefragt, wie es denn geht. Auch wenn die Krankenhäuser heutzutage eine Entlassungsmeldung an die Kirchengemeinden genauso geben wie Mitteilungen, dass derjenige überhaupt im Krankenhaus ist. Gerade für alte Menschen ist das sehr enttäuschend, kennen sie es aus ihrer eigenen Kinder- und Jugendzeit ja anders. Und sich aufdrängen oder um einen kurzen Pfarrersbesuch betteln möchten sie nicht.

Für Geburtstagsbesuche bei den Alten sind schon lange Altersgrenzen eingeführt. Da können die Betagten schon froh sein, wenn diese Grenze bei 75 Jahren liegt und der Pfarrer wenigstens alle 5 Jahre zum Gratulieren persönlich für 5 Minuten auftaucht. Ansonsten wirds auch wieder ehrenamtlichen Helfern überlassen, die aber auch die jährlich vorgesehenen Geburtstagsbesuche nicht immer wahrnehmen - warum auch immer.

Dabei sind gerade die Senioren noch stärker mit den Kirchen und somit auch dem Pfarrer verbunden und möchten sich, jenseits von der Familie, auch in dieser Gemeinschaft geborgen und erwünscht fühlen. Das aber ist Mangelware geworden und teilweise absolute Fehlanzeige. Dabei gehören gerade solche Pfarrersbesuche zu den wenigen Lichtblicken, die vor allem die überwiegend an Haus und Wohnung gefesselten Senioren noch haben in ihrem oft doch sehr mühsam gewordenen Leben mit abnehmendem Kontakt zur Außenwelt, da auch ihre Freunde und Bekannten ebenfalls schon alt und nicht mehr so mobil, ja oft selbst bettlägerig oder pflegebedürftig sind.

Klar, es gibt heute mehr Senioren als früher. Und klar, die Bevölkerungszahl ist heute höher als früher. Muss man die armen Pfarrer, die armen Kirchen, also bedauern, wo sie doch so überlastet und überarbeitet sind?

Aber: jammern die Kirchen und ihre Pfarrer nicht ständig über die stetig abnehmende Zahl der Gläubigen und die steigenden Kirchenaustritte? Ich wage zu bezweifeln, dass ein Pfarrer heutzutage eine größere Zahl von Gemeindemitgliedern zu betreuen hat als früher sondern eher eine geringe. Das spiegelt sich ja auch darin wieder, dass ständig Gemeinden zusammengelegt werden in einem immer größeren Umkreisen.

Ja, da muss der Pfarrer natürlich viel längere Wege zurücklegen als früher, um zu seinen Gemeindemitgliedern zu kommen. Früher hatte jedes Dorf seinen eigenen Pfarrer, heute hat ein Pfarrer mehrere Dörfer/Orte zu betreuen, in denen er seine Gottesdienste abhalten muss (sofern die dortigen Gemeindemitglieder überhaupt das Glück haben, noch einen eigenen Gottesdienst am Wohnort zu bekommen und sich nicht selbst in einen anderen Ort begeben müssen, wenn sie an einem Gottesdienst teilnehmen möchten). Aber die Gesamtzahl der Gemeindemitglieder ist doch nicht höher als früher.

Und der Pfarrer geht auch nicht mehr zu Fuß oder kurvt mit dem Fahrrad herum. Er hat ein bequemes Auto, mit dem er heute schneller eine große Entfernung zurücklegen kann als es den Pfarrern früher bei viel geringeren Entfernungen möglich war.

Warum also werden diese Formen von Gemeindearbeit und Seelsorge so vernachlässigt und immer weiter beschnitten? Es gibt nun mal Menschen, für die ist der Gemeindepfarrer eine Vertrauensperson, ein Gemeindediakon oder ein ehrenamtlicher Helfer aber noch lange nicht.

Da brauchen sich die Kirchen wirklich nicht wundern, wenn die Zahl der Gläubigen immer weiter abnimmt. Denn nicht mehr der Pfarrer kommt, um neue Gemeindemitglieder zu gewinnen. Auch nicht die Ehrenamtlichen und sonstige Helfer. Nein, der zu Bekehrende hat gefälligst selbst bei der Kirche vorstellig zu werden und sich dort bekehren zu lassen. Da sagen sich eben viele Menschen: naja, den Pfarrer/die Kirche interessiert es ja nicht

Liebe Pfarrer, Kirchen und Kirchenverantwortliche, denkt doch darüber einmal nach. Lasst die Nähe zu den Dorf- und Stadteinwohnern wieder zu. Bemüht Euch mehr um die Menschen - von den Kindern bis hin zu den Großenkeln. Zeigt, dass Euch die regelmäßigen Kirchgänger genauso wichtig sind wie die, die Ihren Weg zum Glauben noch suchen oder ihn verloren haben.

Stellt Euch nicht auf die Kanzel, an den Altar oder an die Kirchentüre und wartet, bis die Menschen zu Euch kommen, sondern geht zu den Menschen. Darauf warten so Viele. Und ebenso viele sind dieser Warterei bereits überdrüssig geworden.

Zitat aus der Wikipedia: "Die christliche Mission beruft sich auf Jesu sogenannten Missionsbefehl: Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe (Mt 28,19-20a EU, ähnlich bei Mk 16,15 EU). Im frühen Mittelalter warben insbesondere die irischen Wandermönche für die wachsende christliche Kirche."

Doch Ihr habt Euch aus der Mission schon lange verabschiedet, sowohl hier als auch in fremden Ländern. Ihr begeht sozusagen Befehlsverweigerung. Oder glaubt Ihr, die christliche Weltgemeinschaft wäre in grauer Vorzeit so groß und erfolgreich gewesen, wenn die Apostel und deren unzählige Nachfolger sich so fern von allen noch nicht "bekehrten" Menschen gehalten hätten wie Ihr heute? Nein, sie haben keine Mühen gescheut und sind zu ihnen gegangen, nicht umgekehrt.

Ihr meint, das Medium Internet müsse heute Euer wichtigstes Sprachrohr sein. Aber Eure Botschaften dort sind nur wenige unter unzählig vielen. Sie werden manchmal gesehen, zur Kenntnis genommen und wegen aktuellerer Berichte gleich wieder vergessen. Und oft werden sie nicht einmal gelesen. Es ist den Menschen, die sich nach Geborgenheit, Trost und Gemeinschaft sehnen, zu unpersönlich.

Zu viel Zeit verschwendet Ihr damit, Euch gegen Angriffe verbal zur Wehr zu setzen, Euch zu verteidigen, Kritik mit Gegenkritik zu antworten. Und zu viel Wert wird auf anonyme Tingeltangelmassenveranstaltungen und spektaluläre Medienauftritte anstatt auf den Menschen Vertrauen gebende Gespräche und Kontakte in kleinerem, intimerem Rahmen gelegt. Werdet aktiv, tut etwas anstatt nur darüber zu schwadronieren, dass etwas getan werden muss.

Lasst mehr persönlichen Kontakte zu anstatt sie weiter zu beschneiden. Diese Zeit müsst Ihr Euch wieder nehmen, so gestresst und überarbeitet könnt Ihr nicht sein, wo Ihr immer mehr von dem, was die Pfarrer früher an Aufgaben hatten, abgebt. Das sollte es Euch wert sein. Und es wäre mit Sicherheit im Sinne Jesu.

Und Ihr Pfarrer, wo sind diejenigen von Euch, die Ihr Eure Tätigkeit nicht als Beruf sondern als Berufung seht? Sicher hab es früher auch solche unter Euch, die es einfach als Beruf ansahen. Aber heute vermittelt Ihr den Eindruck, als gäbe es keine Berufenen mehr unter Euch. Feste Bürozeiten, vielleicht 2 Stunden täglich, besetzt mit Minijobbern. Ansonsten wird man vom Anrufbeantworter auf Büro-, Sprech- und Urlaubszeiten verwiesen. Auch auf freie Tage. Sicher, freie Tage gesteht jeder auch dem Pfarrer zu. Und zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit stehen müsst Ihr auch nicht. Aber ein bisschen flexibler könnte doch möglich sein, oder? Denn Sorgen, Trauer, Leid und auch Geburt und Tod richten sich nicht nach Euren freien Tagen und Bürozeiten.

Von jedem Arbeitnehmer wird zunehmende Flexibilität gefordert. Aber bei Euch wird alles immer starrer und immer unflexibler.

Freitag, 11. Januar 2013

Christlich = Kirchlich?

Mit Sicherheit nicht!

Da fällt mir ein schönes Zitat aus dem Film "Königreich der Himmel" ein, dass es ziemlich auf den Punkt bringt und mir vor einigen Jahren schon gezeigt hat, dass ich mit meiner Ansicht gar nicht so allein stehe:

"Ich bin kein Freund von Religionen. Ich habe erlebt, wie der Wahn von Fanatikern jeder Konfession als Wille Gottes bezeichnet wurde. Ich habe zu viele Religionen in den Augen von zu vielen Mördern gesehen. Heiligkeit liegt in der gerechten Handlung und dem Mut, dies auch im Namen jener zu tun, die sich nicht selbst verteidigen können. Und Güte, dass was Gott begehrt, ist hier und hier. Das, was Ihr entscheidet zu tun, jeden Tag, macht Euch zu einem guten Menschen. Oder auch nicht."

Wahre Worte, wie ich finde. Und so bin ich zwar mit einer amtlich dokumentierten Konfession gelegt, fühle mich auf jeden Fall dem Christentum zugehörig, aber mit den Kirchen als Glaubensgemeinschaften und als Gebäuden kann und will ich erst mal nichts zu tun haben.

Stardust

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