Freund und Feind

Freitag, 8. Februar 2013

Fundstück

Im Zusammenhang mit meinen Beiträgen über moderne MärchenerzählerInnen hier der Link zu einem sehr lesenswerten Artikel der Stuttgarter Zeitung: Glaubwürdigkeit im Internet

Besonders interessant finde ich dort folgenden Abschnitt Zitat Stuttgarter Zeitung: Die britische Journalistin Jenny Kleeman berichtete über Fälle, in denen Menschen schwere Krankheiten oder Traumata vortäuschen, um online von Unterstützern Sympathien einzusammeln - und dass derartige Phänomene in den vergangenen Jahren zugenommen haben. Es ist eine neue Art von Online-Betrug, bei der die Leute nicht um ihr Geld gebracht werden, sondern um ihre Zeit und um ihr Mitempfinden. Alles, was die Betrüger bekommen können, ist Aufmerksamkeit. Wobei der Aufbau einer solchen falschen Identität oft Monate dauert und eingehende Recherchen erfordert, um eine bis ins Detail glaubwürdige Geschichte präsentieren zu können; um das Lügengespinst möglichst überzeugend wirken zu lassen, gehört meist noch eine Gruppe fiktiver Freunde dazu. Marc Feldman, Professor für klinische Psychiatrie an der Universität von Alabama und Autor des Buchs "Playing Sick" (zu deutsch: Krank spielen) hat für das Syndrom die Bezeichnung Münchhausen By Internet (MBI) eingeführt.

"Es war ein gutes Gefühl, die Zeit mit Menschen zu verbringen, die in erster Linie um mich besorgt waren", sagt eine frühere Identitätsfälscherin namens Jeannette. Nachdem sie einmal angefangen hatte zu lügen, konnte sie nicht mehr aufhören. Die Motivation für solche Taten erscheint auch Psychologen einleuchtend: Sympathie von Hunderten von Menschen im Netz zu bekommen fühlt sich einfach besser an, als wenn sie nur von einem Menschen im weißen Mantel kommt.
Zitat Ende.

Allerdings brauche ich da nun wirklich keine britische Journalistin bemühen. Das beste Beispiel dafür habe ich ja täglich vor Augen.

Mittwoch, 16. Januar 2013

Gefährlich gutgläubig

Man kann sich nur wundern über diejenigen, die die Märchen über Auslandsaufenthalte in heiklen Ländern auf den diversen Internetplattformen erzählt bekommen. Wie man weiss wird gerade das Internet in einigen Ländern ja zensiert und nicht alle Inhalte sind grenzenlos verfüg- und aufrufbar. Aber die verzückten MärchenleserInnen verschwenden daran anscheinend keinerlei Gedanken und kommen gar nicht auf die Idee, da was zu hinterfragen... Oder eben mal IPs zu checken.

Sonntag, 13. Januar 2013

Tipps für unfreiwillige Märchenkonsumenten im WWW

Falls Internet-MärchenerzählerIn mal wieder was von längerem Aufenthalt auswärts (sei es zu einem wichtigen Geschäftsmeeting, einer Messe, Auslandsaufenthalt oder Ähnlichem mit natürlich notwendiger Einquartierung in einem Hotel) oder von kurzfristigem Auswärtstermin (dieser natürlich mit Onlinezugang leider nur über Internetcafe) erzählt hat, man aber - welch freudige Überraschung - trotzdem regelmäßig Mails, Gästebucheinträge oder Kommentare vorfindet, ist es an der Zeit (bezugnehmend auf meinen vorigen Beitrag Moderne MärchenerzählerInnen), doch ein bisschen gesundes Misstrauen an den Tag zu legen.

Sollten Sie etwaige Parallelen aus meinen genannten Beispielen auf Ihrer Homepage/Ihrem Blog oder in Ihrem Account bei einem sozialen Netzwerk entdeckt haben, hier ein paar kleine Tipps, wie man das Ganze auf Wahrheit oder Märchen überprüfen könnte:
  • Einige Mailanbieter packen die IP des Absenders in den sogenannten "erweiterten Header" der Mail. Sofern der Absender einen solchen Mailanbieter nutzt, kann man leicht die Absende-IP auf den ungefähren Standort hin überprüfen über sogenannte Online-IP-Abfragen. Zumindest ist dann schon mal ein vorgeschwindelter Auslandsaufenthalt aufgeflogen.
  • Aber Achtung, um nicht fälschlicherweise zu verurteilen: Manche Mailanbieter geben im erweiterten Header die Absende-IP nicht an sondern nur die vom eigenen Mailserver. Aber das fällt bei der nachfolgenden Standort-IP-Abfrage eigentlich schon auf, zumal die Mailanbieter in der Regel feststehende IPs haben.
  • Andere Möglichkeit, sofern der Mailanbieter die Absende-IP nicht anzeigt: vielleicht hat man ja einen eigenen Webspace, wo man seine HP oder seinen Blog selbst gehostet hat. Da könnte man ein Bildchen hochladen und selbst in eine (Antwort-)Mail an Märchenerzähler/In packen, egal ob im Text, im Anhang oder einfach nur als Link. Wird von MärchenerzählerIn die Mail mit dem Bild geöffnet oder das Bild aufgerufen, kann man in den Webspacestatistiken ebenfalls die IP des Betrachters erkennen (es sollte natürlich ein Bild sein, dass man sonst nirgends veröffentlicht hat, das macht die Sache einfacher). Für die nun bekannte IP gilt in Sachen Abfrage das Gleiche wie im vorigen Punkt.
  • Natürlich kann man auch, sofern man Gästebucheinträge oder Kommentare vorfindet, und sinnigerweise auf seiner HP oder seinem Blog einen Besucherzähler mit IP-Auswertung eingebaut hat, ebenfalls sehr leicht die IP des Schreiberlings herausfinden. Und auch hier gilt: Abfrage der herausgefundenen IP wie vor.
  • Tummelt man sich zusammen mit MärchenerzählerIn in einem Forum ist es natürlich nützlich, wenn man selbst der Forenbetreiber oder Admin ist. So lässt sich die IP sehr schnell herausfinden.
    Ist man nur normales Forenmitglied kann eine freundliche Anfrage beim Forenbetreiber oder Forenadmin diesbezüglich weiterhelfen.
  • Noch viel einfacher, falls einem die Telefonnummer von MärchenerzählerIn bekannt ist: Rufen Sie doch einfach (selbstverständlich unangekündigt) während der angeblichen Abwesenheit mal an. Das Ergebnis könnte ziemlich aufschlussreich sein.
Und sollten Sie anhand dieser Tipps MärchenerzählerIn entlarvt haben, dürfen Sie gespannt sein auf die darauf folgenden Ausreden.

Samstag, 12. Januar 2013

Moderne Märchenerzähler/Innen

Was zeichnet moderne MärchenerzählerInnen aus? Menschen, die Geschichten über sich und ihr Leben erfinden, um sich für andere interessant zu machen. Aber was ist daran modern? Es gab sie doch schon immer, die AufschneiderInnen, die PrahlerInnen.

Nun, modern ist eben, dass man sie gehäuft im Internet findet. Überall begegnen sie einem. Auf stinknormalen Homepages, in Foren, in Chats, in Kommentaren auf Medienseiten, in Blogs und natürlich immer häufiger bei den sogenannten sozialen Netzwerken. Dort immer öfter, weil immer mehr Menschen sich diesem Trend unterwerfen und es mittlerweile als Must-have gilt, dort einen Account zu haben. Wer nicht dort ist, ist von vorgestern.

Nur: vorgestern fand man Märchen in Büchern. Und wenn die Mitmenschen Bären (-Märchen) aufbanden, dann konnte man die Bäckchen erröten sehen bis hin zu tomatenroten Gesichtern oder man konnte sich meistens anhand von Gestik und Mimik einen Reim auf den Wahrheitsgehalt des Erzählten machen.

Heute tummeln sich die aufgebundenen Bären also im immer wichtiger gewordenen Internet. Würde man diese vielen Bären wiegen wollen, es gäbe auf der ganzen Welt keine einzige Waage, auf die sie alle passen würden.

Da wird das morgendliche Brötchenholen beim Bäcker im Nachbarhaus zur Abenteuerreise durch die Sahara. Der Anpfiff vom Chef wird zur mutigen Verteidigung ungerecht behandelter Kollegen. Der morgendliche Kater ist grundsätzlich eine massive Kreislaufstörung. Im Suff geschriebenes wirres Zeug war die Katze, die unbemerkt während der Pinkelpause über die Tastatur getollt ist (noch besser um Mitleid bei seinen virtuellen Freunden zu erwecken ist es natürlich, man behauptet man stünde wegen einer schlimmen Krankheit unter starken Medikamenten).

Das Abholen des neuen Personalausweises ist ein wichtiger Geschäftstermin. Eine simple Kneipenschlägerei war doch in Wahrheit der nächtliche Überfall einer Räuberbande auf dem Weg vom noblen Chef-Einladungs-Abendessen nachhause. Der früher einmal in der Schreibstube abgeleistete Wehrdienst mutiert zum traumatischen Kriegseinsatz. Seit Jahren verzweifelt nach Arbeit Suchende sind gefragte Berater von Weltkonzernen.

Die beim Ein-/Ausparken im Weg stehende Straßenlaterne war ein unvermeidbarer Unfall auf blitzvereister Autobahn bei Tempo 180 und dem weitgehend unverletzten Überleben mit ganz viel Glück oder einem super guten Schutzengel. Und wenn man Gefahr läuft, sich in den Märchen allzusehr zu verirren und sich am Ende bei den virtuellen Freunden zu verraten dann nimmt man eine Auszeit, in der man entweder total beschäftigt, auf Geschäftsreise oder eben mal kurzfristig auf Weltreise ist.

Ab und zu oder auch regelmäßig miteinander zu telefonieren, schützt vor den Märchen nicht. Denn natürlich darf man nur nach vorheriger Absprache anrufen. Und tut man es intuitiv doch mal ohne Absprache, einfach weil einem gerade danach ist oder man meint aufgrund bestimmter (märchenmäßiger) Vorfälle seine unterstützende Anwesenheit damit demonstrieren möchte, passiert es überlicherweise, dass man ganz schnell abgewürgt wird - MärchenerzählerIn ist gerade im Aufbruch oder nicht in der Stimmung. Oder man hat erstaunlicherweise erst mal andere Personen an der Strippe - Ausreden dazu 3 Absätze weiter unten, schnelles Abwürgen inklusive. Und selbstverständlich später entweder ziemlicher Aufstand, dass man einfach so angerufen hat, ohne einen festen Termin abzusprechen, oder ein weiteres zu Tränen rührendes Märchen, warum man nicht in der Lage war, ein Gespräch zu führen. Bezeichnend für MärchenerzählerInnen ist ebenfalls, dass sie sich i.d.R. anrufen LASSEN und nie selbst die Initiative ergreifen.

Trifft man sich tatsächlich mal mit solchen virtuellen Bekanntschaften, ists natürlich ungleich schwieriger, die Märchen alle noch ordentlich zusammenzubekommen. Schliesslich hat man da keine Textdateien mit gespeicherten Unterhaltungen zur Hand, in denen man schnell mal nachschauen kann, wenns irgendwo hakt oder man sich verzettelt hat. Da braucht MärchenerzählerIn tatsächlich ein sehr gutes Gedächtnis.

Ausserdem wird bei einem solchen Treffen die alte Familienkutsche schon mal zum von Nachbarn ausgeliehenen Vehikel, weil das eigene kurzfristig in die Werkstatt musste. Man schämt sich schliesslich nach all der Prahlerei, weil man nicht den neuesten Luxusschlitten vorweisen kann. Oder man behauptet, man brauche ja normalerweise kein eigenes Auto sondern habe normalerweise freien Zugriff auf Firmenwagen - grade mal nicht möglich aus diversen Gründen - oder hasst eigentlich diese Rohstoffvergeudung und nutzt lieber öffentliche Verkehrsmittel.

Und mal ehrlich: bei so vielen zu Onkeln/Tanten, Cousins/Cousinen, Geschwistern, Kumpels oder Kumpelinen mutierten EhepartnerInnen und LebensgefährtInnen müsste die Bevölkerungszahl in unserem Land eigentlich viel höher sein als die offizielle Statistik sagt, oder?

Aber geglaubt werden diese ganzen abenteuerlichen Stories von den virtuellen Freunde und Bekannten. Und so fühlt sich MärchenerzählerIn richtig toll, geniesst er/sie schließlich viel Aufmerksamkeit und wird von allen Seiten hofiert und gebauchpinselt. Und je besser, schöner, gewählter, fehlerfreier und schlauer sich MärchenerzählerIn ausdrücken kann, deste eher werden die Geschichten geglaubt. Man staunt über die enormen Kenntnisse, die oft aus Internet- oder Buchrecherchen stammen. Und im Internet ist es auch ein Leichtes, Stadtpläne und Umgebungspläne aus aller Welt zu finden. Wo früher MärchenerzählerIn mit dem Finger auf die Landkarte musste, genügen heute einige Mouseklicks und vielleicht das eine oder andere Bildbearbeitungsprogramm.

Das größte Problem, dass diese modernen MärchenerzählerInnen allerdings haben, wenn sie in einer festen Beziehung leben und nicht das Singledasein geniessen können, ist, dass die Märchenstunde zuhause weitergehen muss. Da wird ein reales Treffen mit virtuellen FreundInnen/Bekannten als kurzfristiger wichtiger Amtstermin ausgegeben oder eben auch mal als wichtige Geschäftsreise. Wurde tatsächlich im realen Leben die virtuelle Bekanntschaft mal erwähnt (wenn auch nicht so, wie sie sich im Netz tatsächlich darstellt), dann ists eben ein wichtiger Kontakt, den man sich warmhalten muss um beruflich weiterzukommen. Aber es ist ja gaaaaar nichts dabei, alles nur rein praktisch gesehen.

Dumm nur, wenn die "Familie" von MärchenerzählerIn für dümmer und naiver gehalten wird, als sie tatsächlich ist. Denn irgendwann bringts die Sonne an den Tag. Das sind dann die Vor- und (für MärchenerzählerIn) Nachteile des wahren Lebens.

Auch wenn ich diese heutzutage überall anzutreffende "/innen"-Schreibweise nicht mag, ja sogar regelrecht affig finde, benutze ich sie hier mit voller Absicht selbst. Denn es soll nicht der Eindruck entstehen, ich würde mit der einen oder anderen Aussage nur Männer oder nur Frauen meinen, denn im Grunde gibt es von solchen Exemplaren auf beiden Seiten genügend Vorzeigeobjekte.

Freitag, 11. Januar 2013

Was erwarten Freunde?

Gute Frage, nicht wahr?

Was erwartet ein Freund, wenn er Freund wird? Und warum wird er überhaupt Freund?

Ich habe schon ziemlich genaue Vorstellungen von Freunden und Freunschaft. Aber diese Vorstellungen wichen immer den gegenteiligen Erfahrungen. Freunde, von denen man dachte, sie wären "beste Freunde", zeigten irgendwann in sogenannten Krisenzeiten ihr wahres Gesicht.

Und so beschleicht mich dann doch immer wieder der Eindruck, dass Freunde eigentlich häufig vor allem für sich selbst ziemlich viel erwarten. Können diese Erwartungen nicht erfüllt werden oder es besteht die akute Gefahr, dass diese Erwartungen in naher Zukunft nicht mehr erfüllt werden können, dann beginnt man sich abzuwenden und neue, andere Freunde zu suchen. Welche, von denen man sich verspricht, dass man seine Erwartungen wieder erfüllt bekommt.

Übrigens: nicht nur innerhalb von Freundschaften scheint das zu gelten sondern auch innerhalb von Partnerschaften und sogar in Ehen hat man dies schon beobachten können.

Donnerstag, 10. Januar 2013

Freundschaft, was ist das denn?

Ja, was ist Freundschaft? Und wann ist ein Freund ein Freund?

Oft musste ich mich das in der Vergangenheit fragen und bin irgendwann zu dem Schluss gekommen, dass die besten Freunde die sind, die man nicht hat!

Stardust

Geistige Ver(w)irrungen

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